Einige Klärungen aus Das Buch der Medien

(einem der Grundwerke der spiritistischen Lehre)

(Fortsetzung 1)

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Sehende Medien sind selten. Deswegen ist es ratsam, denjenigen, die behaupten, eine solche mediale Fähigkeit zu besitzen, solange skeptisch gegenüberzustehen, bis es nachgewiesen ist. Sicherlich gibt es Menschen, die sich im guten Glauben irren. Es gibt aber andere, die diese mediale Fähigkeit zur Selbstdarstellung oder aus Eigennutz vortäuschen. Aus diesem Grund muss man immer den Charakter und die Aufrichtigkeit des Mediums berücksichtigen. Aber vor allem in den vom Medium geschilderten Einzelheiten findet man sicherere Kontrollmittel. Denn es gibt welche, die an der Echtheit der medialen Fähigkeit keinen Zweifel lassen, wie zum Beispiel die Genauigkeit, mit der das Medium den Geist verstorbener Menschen beschreibt, die es zu ihren Lebzeiten nie kennen lernte. Im Folgenden wird ein Ereignis geschildert, das Allan Kardec in Das Buch der Medien als Beispiel dafür berichtet:

Eine verwitwete Dame, die oft mit Hilfe eines Mediums mit ihrem verstorbenen Mann kommunizierte, war einmal in Begleitung eines sehenden Mediums, das weder sie noch ihre Familie kannte. Zu einem bestimmten Zeitpunkt sagte dieses Medium zu ihr:

»Ich sehe ein Geistwesen in Ihrer Nähe.«

»Ach!«, sagte sie, »Mit Sicherheit ist es mein Mann, der fast immer bei mir ist.«

»Nein«, erwiderte das Medium, »es ist eine Frau mittleren Alters. Sie hat eine außergewöhnliche Frisur und trägt ein weißes Band auf der Stirn.«

Durch diese und andere geschilderte Einzelheiten erkannte die Dame, dass es sich dabei mit aller Sicherheit um ihre verstorbene Großmutter handelte, an die sie in jenem Augenblick nicht dachte. Wenn das angebliche Medium in Wirklichkeit keins gewesen wäre und die Fähigkeit, Geistwesen zu sehen, hätte vortäuschen wollen, dann wäre es ihm auf andere Weise leicht gelungen: Dazu hätte es nur die Vermutung der Dame bestätigen müssen. Allerdings, anstatt zu bestätigen, dass es gerade ihren Mann sah, erwiderte das Medium, dass es in der Tat eine Frau sah. Außerdem schilderte es unter anderem ihre außergewöhnliche Frisur und das weiße Band, das sie auf der Stirn trug. Eine solche exakte Schilderung war nur deswegen möglich, weil das Medium entweder den Gedanken der Dame las, ihre beschriebene Verwandte gekannt hatte oder sie tatsächlich vor sich sah. Da in diesem Fall die beiden ersten Möglichkeiten nicht zutreffen, schließt man daraus, dass das Medium den Geist der verstorbenen Großmutter der Dame wirklich vor sich sah.

6. Somnambule Medien

Man kann den Somnambulismus[1] als eine Art medialer Fähigkeit betrachten. Besser gesagt, der Somnambulismus und die mediale Fähigkeit sind zwei Arten von Phänomen, die oft zugleich stattfinden. Ein Somnambuler handelt unter dem Einfluss seiner eigenen Seele, die – wenn sich in gewissen Situationen ihre Verbindung mit dem physischen Körper lockert – über die Grenzen seiner physischen Sinne hinaus sieht, hört und wahrnimmt. Was er sagt, stammt von seinen eigenen Gedanken. Im somnambulen Zustand sind seine Gedanken in der Regel scharfsinniger und sein Wissen ausgedehnter als im normalen Zustand. Denn seine Seele befindet sich nahezu vollkommen frei vom Einfluss des physischen Körpers. Mit einem Wort: Somnambule leben im Voraus das Leben der Geistwesen.

Ein Medium wiederum ist das Werkzeug einer fremden Intelligenz. Das heißt, es ist passiv und was es sagt, stammt vom Gedanken des Geistwesens, als dessen Vermittler es vorübergehend dient. Kurz: Ein Somnambuler drückt seine eigenen Gedanken aus, während ein Medium die Gedanken eines Geistwesens übermittelt. Dennoch kann ein Geistwesen, das durch ein normales Medium kommuniziert, dies auch durch einen Somnambulen tun. In der Tat sehen viele Somnambule Geistwesen sehr deutlich und schildern sie ebenso genau wie sehende Medien es tun. Sie können mit Geistwesen sprechen und uns deren Gedanken übermitteln. Was Somnambule im Trancezustand sagen und über ihre eigenen Kenntnisse hinausgeht, wird ihnen oft von Geistwesen eingegeben. Im Folgenden wird ein bemerkenswertes Ereignis geschildert, bei dem die gleichzeitige Handlung eines Geistwesens und der Seele eines Somnambulen offensichtlich ist:

Ein Freund Allan Kardecs war der Magnetiseur eines etwa 15jährigen Jungs, der über eine äußerst begrenzte Bildung verfügte. Dennoch gab dieser, im somnambulen Zustand, Beweise eines außerordentlich klaren Verstandes und eines sehr großen Scharfsinns. Er zeichnete sich insbesondere bei der Behandlung von Krankheiten aus, wobei er viele Heilungen bewirkte, die für unmöglich gehalten worden waren. Eines Tages, nachdem er die Krankheit einer Person mit großer Genauigkeit geschildert hatte, sagte man zu ihm:

»Das reicht aber nicht! Jetzt musst du noch das Medikament nennen.«

»Ich kann es nicht«, erwiderte er, »mein Arztengel ist nicht da.«

»Was für einen Arztengel meinst du denn?«

»Den, der mir die Medikamente diktiert.«, antwortete er.

»Dann bist du es nicht, der die Medikamente sieht?«, fragte man ihn.

»Aber nein! Ich sage Ihnen doch, dass es mein Arztengel ist, der mir die Medikamente diktiert.«, erwiderte er.

Dementsprechend lag in der Seele des Somnambulen die Fähigkeit, Krankheiten im Körper der Menschen zu sehen. Dazu benötigte er keine fremde Hilfe. Die Empfehlung der Medikamente allerdings stammte von einem Geistwesen. Da dieses aber nicht anwesend war, konnte er kein Medikament empfehlen. Allein war er nur ein Somnambuler, aber unter dem Beistand jenes Geistwesens, das er seinen Arztengel nannte, war er ein somnambules Medium.

Der Somnambulismus ist ein Zustand der Seele, dessen Auftreten allein vom physischen Körper des Individuums abhängt. Somit kann ein Somnambuler sehr hellseherisch begabt sein und doch unfähig, gewisse Fragen zu beantworten, falls seine Seele nicht über die erforderliche spirituelle Entwicklung dazu verfügt. Demzufolge, wenn er im somnambulen Zustand spricht, kann er Gutes oder Schlechtes, Richtiges oder Falsches sagen, sich mit mehr oder weniger Zartgefühl und Skrupel äußern, je nachdem wie sehr oder wenig spirituell entwickelt seine Seele ist. So kann der Beistand eines Geistwesens seine Unzulänglichkeiten ausgleichen. Allerdings kann ein Somnambuler, ebenso wie ein Medium, von einem verlogenen, leichtsinnigen oder sogar bösen Geistwesen Beistand erhalten. Dies kann verhindert werden, falls er gute moralische Eigenschaften besitzt. In diesem Fall zieht er gute Geistwesen an, die ihm Hilfe und Schutz vor dem schädlichen Einfluss jener anderen gewähren. (Siehe in Das Buch der Geister die Fragen 425 bis 438 über das Thema Somnambulismus und, im 2. Teil von Das Buch der Medien, das Kapitel 20 unter dem TitelMoralischer Einfluss des Mediums)

7. Heilende Medien

Diese Art Medialität besteht vor allem in der Gabe, bei der reinen Berührung, durch einen Blick oder sogar durch eine Geste zu heilen, ohne dazu ein Medikament zu verwenden. Zwar spielt der menschliche Magnetismus (auch als tierischer Magnetismus bekannt) dabei eine wichtige Rolle, aber wenn man dieses Phänomen aufmerksam untersucht, erkennt man, dass mehr dahinter steckt. Die Anwendung des menschlichen Magnetismus zwecks der Heilung von Krankheiten ist eine regelmäßige und methodische Behandlung. Mit Hilfe heilender Medien hingegen spielt sich der Heilungsprozess ganz anders ab. Alle Magnetiseure sind mehr oder weniger fähig zu heilen, vorausgesetzt, dass sie ihren Magnetismus korrekt anzuwenden wissen. Die Heilkraft heilender Medien wiederum ist spontan und einige von ihnen besitzen sie, ohne es zu ahnen.

Die Einwirkung von Geistwesen durch heilende Medien ist in gewissen Situationen offensichtlich. Vor allem dann, wenn man bedenkt, dass die Mehrheit der Menschen, die als heilende Medien bezeichnet werden können, auf das Gebet, das eine wahre Anrufung guter Geistwesen ist, zurückgreifen.

Unten sind die Antworten, die von Geistwesen auf die von Allan Kardec gestellten Fragen über dieses Thema gegeben wurden:

a)  Kann man einen Menschen, der über magnetische Kraft verfügt, als eine Art Medium bezeichnen?

“Ohne Zweifel.”

b)  Aber ein Medium ist ein Vermittler zwischen Geistwesen und Menschen, während ein Magnetiseur die Energie, die er nutzt, um jemanden zu magnetisieren, seinem eigenen Körper entnimmt. Dementsprechend scheint er nicht, Vermittler von Geistwesen zu sein.

“Das ist ein Irrtum. Die magnetische Kraft liegt ohne Zweifel im physischen Körper des Menschen, aber sie wird durch die Einwirkung der Geistwesen gestärkt, die er anruft, um ihm zu helfen. Wenn du, zum Beispiel, jemanden in der Absicht, ihn zu heilen, magnetisierst, und dazu ein gutes Geistwesen anrufst, das sich um dich und den Kranken, dem du helfen möchtest, kümmert, stärkt es deinen Willen und deine magnetische Kraft. Dann lenkt es sie und verleiht ihr die erforderlichen Eigenschaften für die Heilung.“

c)  Es gibt aber gute Magnetiseure, die nicht an Geistwesen glauben!

“Glaubst du, dass Geistwesen nur auf diejenigen einwirken, die an sie glauben? Jene, die für einen guten Zweck magnetisieren, werden von guten Geistwesen unterstützt. Wer Gutes beabsichtigt, ruft sie automatisch an, ohne es zu wissen. Ebenso wie jeder, der Böses vorhat, unbewusst böse Geistwesen anruft.“

d)  Würde derjenige, der magnetische Kraft zum Heilen hat, wirksamer handeln, wenn er an die Einwirkung von Geistwesen glaubte?

“Er würde Dinge tun, die ihr für Wunder halten würdet.“

e)  Gibt es Menschen, die tatsächlich die Gabe haben, durch die reine Berührung zu heilen?

“Mit Sicherheit! Gibt es davon nicht zahlreiche Beispiele?“

f)  Gibt es in einem solchen Fall auch den Einfluss der magnetischen Kraft des Magnetiseurs oder nur den Einfluss von Geistwesen?

“Beides. Diese Menschen sind wahre Medien, da sie unter dem Einfluss von Geistwesen handeln. Aber das heißt nicht, dass sie heilende Medien sind, wie du es verstehst.“

g) Kann man diese Gabe auf andere übertragen?

“Man kann die Gabe zu heilen nicht auf andere Menschen übertragen. Aber man kann das erforderliche Wissen weitergeben, damit diejenigen, die sie besitzen, sie nutzen können.

Es gibt Menschen, die unbewusst diese Gabe besitzen und sich erst dessen bewusst werden, wenn sie glauben, dass diese auf sie übertragen worden sei.“

h)  Kann man allein durch das Gebet Heilungen bewirken?

“Ja, solange Gott es erlaubt. Es kann aber vorkommen, dass der Kranke, zu seinem eigenen Wohl, noch etwas länger mit seiner Krankheit konfrontiert werden soll. Und in diesem Fall glaubt ihr irrtümlich, dass nicht auf euer Gebet geachtet wurde.“

i)  Gibt es zu diesem Zweck Gebete, die wirksamer sind als andere?

“Nur der Aberglaube kann gewissen Worten eine besondere Kraft zuschreiben. Und nur unwissende oder verlogene Geistwesen können einen solchen Gedanken verbreiten, indem sie behaupten, dass lediglich vorgegebene Worte in gewissen Situationen helfen können.

Andererseits kann es durchaus passieren, dass gute Geistwesen wenig aufgeklärten Menschen, die die rein spirituellen Dinge nicht begreifen können, die Nutzung bestimmter Worte vorschreiben in der Absicht, ihnen Vertrauen einzuflößen. In diesem Fall sind es aber nicht die Worte, die wirken, sondern ihr Glaube, der durch ihre Überzeugung zunimmt, dass die Nutzung dieser Worte ihnen helfen wird.“

8. Pneumatographische Medien

So werden die Medien genannt, die die sehr seltene Fähigkeit besitzen, von Geistwesen Botschaften durch die direkte Schrift[2] zu empfangen. Ihr praktischer Nutzen beschränkt sich auf die unbestrittene Feststellung der Einwirkung einer verborgenen Intelligenz bei den Manifestationen von Geistwesen. Man kann nur wissen, ob jemand diese mediale Fähigkeit besitzt, wenn er sich einem Test unterzieht oder wenn ein Schutzgeist dies durch ein anderes Kommunikationsmittel bestätigt. Je nachdem wie stark die mediale Fähigkeit des Mediums ist, werden reine Züge, Zeichen, Buchstaben, Worte, Sätze oder sogar mehrere Textseiten empfangen. Normalerweise genügt es, ein in der Mitte gefaltetes Blatt Papier an einer beliebigen Stelle für ca. 15 Minuten, manchmal aber länger, liegen zu lassen. Das Gebet und die innere Sammlung sind die wesentlichen Bedingungen für das Auftreten dieses wie auch aller anderen medialen Phänomene auf einer Sitzung zur Kommunikation mit Geistwesen. Aus diesem Grund ist die Manifestation seriöser Geistwesen praktisch unmöglich in einer Gruppe unseriöser Menschen oder solcher, die nicht mit dem Gefühl gegenseitiger Sympathie und gegenseitigen Wohlwollens beseelt sind. (Siehe ab dem Abschnitt 127 des Kapitels 8 betitelt Das Labor der unsichtbaren Welt, im 2. Teil von Das Buch der Medien, die Theorie der direkten Schrift, sowie das Kapitel 12 betitelt Pneumatographie)

Anmerkung:   Schreibende Medien werden im nächsten Kapitel behandelt.

 
 


[1] Somnambulismus:   Am Ende des 18. Jahrhunderts entdeckte der deutsche Arzt Franz Anton Mesmer (1734-1815), dass der Mensch eine Art Energie besitzt, die er tierischen Magnetismus nannte und später auch als magnetisches Fluidum bekannt wurde. Er fand heraus, dass, wenn diese Energie in Disharmonie gerät, Erkrankungen im menschlichen Körper entstehen können. Auf der Grundlage dieser Erkenntnis entwickelte er Heiltechniken; eine von ihnen bestand darin, durch Handauflegen Energie von einem gesunden Menschen (genannt Magnetiseur) auf einen Erkrankten zu übertragen, ohne ihn berühren zu müssen. Diese Technik führte zur Heilung zahlreicher Menschen, trotz des starken Widerstandes der konventionellen Medizin der damaligen Zeit. Später entdeckte ein Schüler Mesmers, nämlich der Marquis von Puységur (1751-1825), dass die Übertragung dieser Energie auf gewisse Menschen bewirkte, dass diese in einen Trancezustand fielen, der dem Somnambulismus (Schlafwandeln) ähnelte: Aus diesem Grund nannte er ihn künstlichen Somnambulismus. Menschen in diesem Zustand wurden Somnambule genannt und handelten oft so, als ob sie hypnotisiert wären. In anderen Fällen stellte Puységur aber fest, dass gewisse Menschen während dieses Zustandes über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügten, wie z.B. über die Fähigkeit, die Gedanken anderer zu lesen, in verschlossenen Räumen aufbewahrte Gegenstände und Hunderte von Kilometern entfernte Menschen zu sehen, die Erkrankung im eigenen Körper oder im Körper einer anderen Person ausführlich zu beschreiben, sowie auf die angemessene Behandlung dagegen hinzuweisen. Diese Fähigkeiten wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von zahllosen renommierten Forschern gründlich untersucht, von denen viele die Ergebnisse ihrer Forschung in Büchern veröffentlichten.

 

[2] Direkte Schrift bzw. Pneumatographie ist die Schrift, die das sich mitteilende Geistwesen – ohne die Notwendigkeit eines Vermittlers – auf einem Blatt Papier, auf einer Schiefertafel oder auf einer anderen Oberfläche erzeugt. Sie unterscheidet sich vom medialen Schreiben, denn durch dieses bedient sich das Geistwesen der Hand eines schreibenden Mediums. Obwohl das Geistwesen bei der direkten Schrift auf die Mitwirkung der “Hand“ eines Mediums verzichtet, ist die Anwesenheit oder zumindest die Nähe eines Mediums physikalischer Effekte unerlässlich. Denn die Energie, die es bewusst oder unbewusst abgibt, wird vom Geistwesen verwendet, um direkt auf die Materie einzuwirken.

 

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