Der französische Pädagoge Hyppolite Léon Denizard Rivail, besser bekannt als Allan Kardec, wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts
aufmerksam auf die Existenz der Geistwesen und die Möglichkeit der Kommunikation mit ihnen. Daraufhin nahm er regelmäßig an spiritistischen
Sitzungen teil und unterhielt sich mit zahlreichen Geistwesen. Von einigen erhielt er Beweise für ihre Identität und den Inhalt ihrer
Berichte.
Als Beispiel dafür stehen unten zwei Fälle, bei denen Allan Kardec kurz nach dem Dialog mit den Geistwesen von der Echtheit
ihrer Aussagen durch jeweils einen Artikel in der Zeitung erfuhr:
Fall 1:
In der französischen Stadt Le Havre manifestierte sich
spontan am 12. Februar 1863 – auf einer von Allan Kardec geleiteten Sitzung zur Kommunikation mit Geistwesen – die Seele eines Mannes
namens François-Simon Louvet. Dieser schrieb durch ein Medium folgenden melancholischen Text:
“Haben Sie Mitleid mit einer armen Seele,
die seit langer Zeit grausame Qualen durchmacht! Oh, diese Leere unter mir… Ich falle; Hilfe! … Mein Gott, ich hatte ein so elendes
Leben! … Ich war ein armer Teufel; ich habe im Alter oft Hunger gelitten. Aus diesem Grund begann ich zu trinken, schämte mich für
alles und wurde des Lebens überdrüssig.
Ich wollte sterben und habe mich gestürzt… Oh, mein Gott! Was für ein Augenblick! … Wozu habe
ich meinem Leben ein Ende gesetzt, wenn mein Tod schon so nah war? Betet, damit ich nicht mehr die ganze Zeit diese Leere unter mir sehe…
Ich werde auf diese Steine aufschlagen! … Ich flehe euch an, die ihr das Leiden derjenigen kennt, die nicht mehr auf der Erde leben.
Obwohl ihr mich nicht kennt, wende ich mich an euch, da ich so sehr leide… Wenn ich Hunger hätte anstatt dieses Leidens, das noch
schlimmer ist, würdet ihr nicht zögern, mir ein Stück Brot zu geben. Ich bitte euch: Betet für mich… Ich kann nicht länger in diesem
Zustand bleiben… Fragt einen dieser glücklichen Geistwesen, die hier anwesend sind, und ihr werdet erfahren, wer ich war. Betet für
mich!
François-Simon Louvet”
Gleich nach der bewegenden Äußerung der leidenden Seele des Selbstmörders François-Simon Louvet meldete
sich ein wohltätiges Geistwesen, das sie folgendermaßen kommentierte:
“Das Geistwesen, das sich gerade an euch wendete, ist der Geist
eines armen Mannes, der auf der Erde durch die Prüfung des Elends ging. Er wurde aber von Lebensüberdruss ergriffen, da ihm der Lebensmut
fehlte. Und anstatt nach oben zu blicken, wie er es hätte tun sollen, gab er sich dem Alkoholismus hin. Er ging bis an die letzten
Grenzen der Verzweiflung und setzte seiner traurigen Prüfung ein Ende, indem er sich am 22. Juli 1857 von einem Turm stürzte. Habt
Mitleid mit seiner armen Seele, die spirituell noch nicht weit entwickelt ist, und dennoch vom Leben nach dem Tod genug weiß, um sich
(in ihrer nächsten Reinkarnation) eine Wiedergutmachung zu wünschen. Bittet Gott, ihm diesen Segen zu gewähren, und damit werdet ihr
ein gutes Werk getan haben.”
Als man Nachforschungen anstellte, um mehr über diesen Selbstmord zu erfahren, stieß man in der lokalen
Zeitung Journal du Havre vom 23. Juli 1857 auf folgenden Artikel, der den Beweis für die Existenz des Selbstmörders und das tragische
Ereignis lieferte:
“Gestern um 16 Uhr waren die Spaziergänger auf dem Pier über einen schrecklichen Unfall entsetzt: Ein Mann stürzte
sich vom Turm und schlug auf die Felsen auf. Es war ein alter Treidler, dessen Alkoholsucht ihn zum Selbstmord trieb. Er hieß François-Victor-Simon-Louvet
und sein Leichnam wurde ins Haus einer seiner Töchter in der Rue de la Corderie[1] gebracht. Er war 67 Jahre alt.”
Zu diesem Artikel
machte Allan Kardec folgenden Kommentar:
“Obwohl dieser Mann schon seit 6 Jahren tot war, sah er sich immer noch vom Turm fallen und
auf die Felsen aufschlagen. Ihm graute vor der Leere unter sich und der Erwartung eines Sturzes... und das seit 6 Jahren! Wie lange
wird dieser Zustand noch dauern? Er weiß es nicht, und diese Ungewissheit verschlimmert seine Qualen. Entspricht dies nicht der symbolischen
Figur der Hölle? Wer enthüllte diese Leiden? Sind sie frei erfunden? Nein, es sind die leidenden Geistwesen selbst, die sich manifestieren,
um sie zu schildern, so wie andere Geistwesen von ihrem glücklichen Leben berichten. Oft tun sie es spontan, ohne dass irgendein Teilnehmer
der spiritistischen Sitzung an das Thema gedacht hätte. Diese Tatsache schließt das Argument aus, dass solche Berichte reine Einbildung
des Mediums oder der Reflex des Gedankens eines der Sitzungsteilnehmer seien.”
Fall 2:
Am 09. August 1863 manifestierte
sich die Seele eines Mannes namens Pascal Lavic spontan auf einer Sitzung zur Kommunikation mit Geistwesen, die ebenfalls in Le Havre
abgehalten wurde. Das Medium, durch das die Kommunikation stattfand, hatte ihn zu Lebzeiten nicht einmal beim Namen gekannt.
Pascal
äußerte sich folgendermaßen:
“Ich glaube an die Güte Gottes: Er wird in seiner Barmherzigkeit meine Seele bemitleiden. Ich habe sehr
gelitten; mein Körper ist auf See gestorben. Meine Seele blieb an meinen Körper gebunden und irrte deswegen lange Zeit auf den Wellen
herum. Gott…”
Die Mitteilung wurde an dieser Stelle abgebrochen. Am nächsten Tag fuhr das Geistwesen fort:
“… erlaubte, dass die Gebete
der geliebten Menschen, die ich auf der Erde zurückgelassen habe, mir aus dem Zustand der Verwirrung und der Ungewissheit heraushalfen,
in den meine Seele versunken war. Sie haben lange auf mich gewartet, bis mein Körper gefunden wurde. Er ruht jetzt, während meine
mit Mühe befreite Seele die Fehler, die ich begangen habe, sieht. Wenn die Prüfung zu Ende ist, richtet Gott mit Gerechtigkeit und
seine Güte breitet sich über die Reumütigen aus.
Meine Seele blieb lange an meinen bereits toten Körper gebunden, denn das war, was
ich aufgrund eines gravierenden Fehlers, den ich in einem früheren Leben begangen hatte, sühnen[2] musste. Folgt dem rechten Weg,
wenn ihr wollt, dass Gott eurer Seele hilft, sich schnell von eurem physischen Körper zu trennen. Lebt in seiner Liebe, betet, und
der Tod – für manche so Angst einflößend – wird für euch durch die Kenntnis des Lebens, das euch erwartet, sanfter sein. Ich bin auf
See gestorben und lange Zeit hat man auf mich gewartet. Die Tatsache, dass ich mich nicht von meinem Körper befreien konnte, war für
mich eine furchtbare Prüfung. Deswegen brauche ich eure Gebete (…) Ich bereue und hoffe, dass Gott mir verzeihen wird. Mein Körper
wurde am 06. August gefunden. Ich war ein armer Seemann und bin vor langer Zeit gestorben. Betet für mich!
Pascal Lavic”
Nach dieser
Mitteilung stellte ihm einer der Sitzungsteilnehmer die Frage: “Wo wurde dein Körper gefunden?”
Darauf antwortete Pascal: “Nicht weit
von euch entfernt.”
Am 11. August 1863, das heißt, einen Tag nach dem Empfang der oben wiedergegebenen Mitteilung, veröffentlichte
die lokale Zeitung Journal du Havre folgenden Artikel:
“Wir meldeten, dass am 06. diesen Monats ein Teil eines Leichnams, der zwischen
Bléville und La Hève angeschwemmt worden war, gefunden wurde. Der Kopf, die Arme und der Oberkörper fehlten. Trotzdem konnte seine
Identität an den noch an die Füße gebundenen Schuhen erkannt werden: Es handelte sich um die Leiche des am 11. Dezember an Bord des
Bootes “L´Alerte” verstorbenen Fischers Lavic, die von einer Welle ins Meer gerissen worden war. Lavic war 49 Jahre alt und in Calais
geboren. Es war die Witwe des Verstorbenen, die seine Identität feststellte.”
Da man sich über diesen Artikel in der spiritistischen
Gruppe unterhielt, in der sich die Seele Lavics das erste Mal mitgeteilt hatte, meldete sie sich dort am 12. August erneut spontan,
um Folgendes bekannt zu machen:
“Ich bin tatsächlich Pascal Lavic und ich brauche eure Gebete. Ihr könnt mir helfen, denn die Prüfung,
die ich durchgemacht habe, war furchtbar. Die Trennung meiner Seele von meinem Körper begann erst, als ich meine Fehler anerkannt
habe. Danach begleitete ihn meine noch nicht vollständig von ihm befreite Seele auf dem Meer, das ihn verschlungen hatte. Betet somit
darum, dass Gott mir verzeiht und mir Ruhe schenkt. Betet, ich flehe euch darum an. Möge euch dieses schreckliche Ende meines unglücklichen
irdischen Lebens als große Lehre dienen! Ihr müsst stets daran denken, dass das Leben nach dem Tod weitergeht, und daran, Gott um
seine Barmherzigkeit zu bitten. Betet für mich, ich habe das Mitleid Gottes nötig.
Pascal Lavic”
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Die auf unerwartete Weise erhaltenen Beweise für die zwei oben wiedergegebenen Mitteilungen zeigen die Echtheit der Kommunikation mit Geistwesen. Wir ermutigen daher jeden, der sich ernsthaft auf der Suche nach der endgültigen Antwort über die Existenz der Seele und deren Weiterleben nach dem Tod befindet, zusammen mit Gleichgesinnten eine seriöse spiritistische Gruppe zu bilden und die Freude an der Bestätigung dieser Erkenntnisse zu erleben.
[1] Rue de la Corderie: französischer Straßenname.
[2] Sühne: Reue,Sühne und Wiedergutmachung sind die drei erforderlichen Bedingungen, damit ein Geistwesen einen gravierenden moralischen Fehler, den
es bewusst beging, wiedergutmacht. Die Reue kann während seines Lebens auf der Erde oder in der geistigen Welt auftreten: Im ersten
Fall hat das Geistwesen die Gelegenheit, seine Fehler noch vor dem Tod seines physischen Körpers wiedergutzumachen. Falls aber die
Reue erst in der geistigen Welt, nach dem Tod seines physischen Körpers, auftritt, begreift es, dass seine Unvollkommenheiten es daran
hindern, glücklich zu sein. So strebt es eine neue Existenz auf der Erde (das heißt, eine Reinkarnation auf der Erde) mit dem Ziel
an, seine Fehler zu sühnen und wiedergutzumachen.
Die Sühne besteht darin, eine ähnliche Situation zu durchleben, wie derjenige, dem
man bewusst Schaden zufügte, durchlebte. Wenn die Sühne nicht im aktuellen Leben erfolgt, dann erfolgt sie in einem Späteren. Oft
ist dies der Grund, warum, zum Beispiel, ein gerechter Mensch im aktuellen Leben Unrecht leidet: Er sühnt das Unrecht, das er in einem
früheren Leben jemandem tat. Dementsprechend kann etwa ein reicher Mensch, der sein Vermögen missbraucht, arm werden und alle Entbehrungen
der Armut erleben; ein hochmütiger Mensch kann sich mit Demütigungen aller Art konfrontiert sehen; wer seine Autorität missbraucht,
indem er seine Untergebenen mit Härte und Verachtung behandelt, der kann später einen noch schlimmeren Vorgesetzten haben, als er
es selbst war.
Die Wiedergutmachung besteht darin, das, was man jemandem angetan hat, mit etwas Gutem in gleichem Maße zu vergelten.
Erst nach der Wiedergutmachung wird der Fehler endgültig getilgt und somit die Notwendigkeit der Sühne aufgehoben.
Wenn man aber bereits
vor dem Eintritt der Sühne seinen Fehler bereut und Gutes tut, kann die Sühne erheblich gemildert oder sogar vollkommen aufgehoben
werden. Denn Gott – der zwar gerecht, aber auch gut und barmherzig ist – beabsichtigt nicht, dass man aufgrund seines Fehlers leidet,
sondern dass man ihn endlich einsieht und einen besseren Weg im Leben einschlägt. Diese von guten Geistwesen stammende Information
wird beispielsweise durch folgende Stelle des Alten Testamentes gestützt: “Sag zu ihnen: So wahr ich lebe – spricht der Herr – ich
habe keinen Gefallen am Tod des Schuldigen, sondern daran, dass er auf seinem Weg umkehrt und am Leben bleibt. (...)” (Ezechiel 33,
11)