Der Mensch hat den natürlichen Wunsch, glücklich zu sein. Um seine unersättliche Wissbegierde zu stillen und sein Wohlbefinden kontinuierlich
zu steigern, fühlt er sich durch die unaufhörliche Weiterentwicklung der Wissenschaft zum Fortschritt angetrieben. Dennoch, sobald
er alle Errungenschaften, die der geistige Fortschritt ermöglichen kann, in vollen Zügen genossen hat, wird er feststellen, dass sein
angestrebtes Glück unvollkommen bleibt. Er wird erkennen, dass es ohne Harmonie unter den Menschen noch in weiter Ferne liegt. Und
er wird einsehen, dass diese Harmonie nur mit Hilfe des moralischen Fortschrittes möglich ist. So wird er früher oder später den menschlichen
Fortschritt bewusst in diese Richtung lenken, wobei der Spiritismus eine bedeutende Rolle spielen wird.
Für viele Menschen stellt der
Widerstand der Wissenschaft gegen die Erkenntnis des Lebens nach dem Tod, wenn nicht einen Beweis, dann doch ein starkes Argument
dagegen dar. Dennoch wimmelt die Geschichte von Beispielen großer Irrtümer der Wissenschaft. Dies zeigt, dass das beste Kriterium
für ein unbestreitbares Argument nicht unbedingt die Meinung der Gelehrten ist, sondern das, was die Fakten offenbaren. Ohne Fakten
ist die Ungewissheit die weiseste und vernünftigste Meinung.
Die Wissenschaft beruht auf den Eigenschaften der Materie, die nach Lust
und Laune bearbeitet und geprüft werden kann. Die Phänomene hingegen, die von der Manifestation von Geistwesen herrühren, basieren
auf der Einwirkung von Intelligenzen, die einen eigenen Willen besitzen und uns beweisen, dass sie uns nicht nach unserer Lust und
Laune zur Verfügung stehen. Demzufolge kann deren Erforschung nicht auf die gleiche Weise stattfinden: Sie verlangen spezielle Untersuchungsbedingungen
und einen neuen Ausgangspunkt. Wenn man daher solche Phänomene den üblichen Untersuchungsverfahren unterzieht, dann geht man mit ihnen
genauso um wie mit Phänomenen materieller Natur, obwohl sie keine Ähnlichkeiten miteinander aufweisen. Das heißt, die herkömmliche
Wissenschaft verfügt noch nicht über die erforderliche Kompetenz, um sich glaubwürdig über den Spiritismus zu äußern. Denn ihre Analyse
erfolgt unter einem ausschließlich materiellen Gesichtspunkt.
Dennoch, sobald der Spiritismus allgemein bekannt ist, wird mit ihm geschehen,
was mit allen neuen Ideen geschieht, die am Anfang auf Widerstand stoßen: Früher oder später werden sich die Gelehrten den Fakten
beugen müssen. Bis dahin ist es sinnlos, mit ihnen über etwas zu diskutieren, was ihrer Welt fremd ist. Außerdem vergessen diejenigen,
die ohne ein sorgfältiges Studium des Themas alle verspotten, die ihre Ansicht nicht teilen, dass das Gleiche mit der Mehrheit der
großen Entdeckungen der Menschheit geschah. Sie riskieren es, ihre eigenen Namen in der langen Liste der Anfechter bahnbrechender
Ideen zu sehen wie etwa der Gelehrtenversammlung, die 1752 mit Spott und Gelächter den Bericht Benjamin Franklins über den Blitzableiter
entgegennahm. Sie hielt ihn für unwürdig, diskutiert zu werden. Wenn aber diese Versammlung, zu der die damalige Gelehrtenelite der
Welt zählte, nur Spott und Sarkasmus für eine Idee übrig hatte, die sie nicht verstand und einige Jahre später die Wissenschaft sowie
die Gesellschaft revolutionieren würde, warum sollte man dann erwarten, dass ein den Gelehrten von heute vollkommen fremdes Thema
wie der Spiritismus besser aufgenommen wird?
Wenn etwas Neues, was nicht in den Bereich einer bereits bekannten Wissenschaft gehört,
auftritt, müssen die Gelehrten im Kopf behalten, dass es eine neue Herangehensweise erfordert, die jede vorgefasste Meinung ausschließt. Jene,
die in der Vergangenheit von den bewundernswerten Entdeckungen, auf die heute die Menschheit stolz ist, nichts hielten, beriefen sich
auf die Vernunft, die aber oft nur verborgener Stolz war. Der Spiritismus wendet sich somit an diejenigen, die daran zu zweifeln vermeiden,
was sie noch nicht sahen und – die Zukunft nach der Vergangenheit beurteilend – nicht glauben, dass der Mensch auf dem Höhepunkt seines
Fortschrittes angelangte, oder dass die Natur bereits ihr letztes Geheimnis preisgab.