5) Rivail lernt das Geistwesen kennen, das ihn beschützt und ihm bei seinen Nachforschungen hilft
Am Abend des 24. März 1856 arbeitete
Rivail im Arbeitszimmer seiner Wohnung, als er plötzlich Klopflaute in der Wand hörte. Zunächst schenkte er ihnen keine Aufmerksamkeit.
Als sie aber lauter wurden, suchte er beide Seiten der Wand sorgfältig ab, um zu sehen, ob sie vielleicht von der anderen Etage kamen.
Dabei fand er nichts. Kurios war, dass die Klopflaute – jedes Mal, wenn er deren Ursache zu suchen begann – aufhörten, um erneut anzufangen,
sobald er sich hinsetzte und seine Arbeit wieder aufnahm. Gegen 22 Uhr kam seine Frau nach Hause, ging ins Arbeitszimmer und, als
sie die Klopflaute hörte, fragte sie überrascht, was sie seien.
“Ich weiß es nicht”, antwortete er, “sie dauern seit einer Stunde an.”
Beide
prüften zusammen nach, ohne eine Erklärung dafür zu finden. Die Klopflaute zogen sich bis Mitternacht hin, als Rivail schlafen ging.
Am
nächsten Tag, auf einer Sitzung zur Kommunikation mit Geistwesen bei der Familie Baudin, nutzte Rivail die Gelegenheit, um ein Geistwesen
nach der Ursache des Phänomens in seiner Wohnung zu fragen. So ergab sich folgender Dialog:
Rivail: »Du hast bestimmt
gehört, was ich gerade berichtet habe. Könntest du mir sagen, was jene so hartnäckigen Klopflaute verursachte?«
Geistwesen 1: »Es war dein familiäres Geistwesen[1].«
Rivail: »Weswegen erzeugte es jene Klopflaute?«
Geist. 1: »Es wollte mit dir
kommunizieren.«
Rivail: »Könntest du sagen, wer es ist?«
Geist. 1: »Du kannst es direkt fragen, denn es ist da.«
Rivail: »Mein familiäres Geistwesen, wer auch immer du bist, ich danke dir dafür, dass du gekommen bist, um mich zu besuchen. Wärst du damit
einverstanden, mir zu sagen, wer du bist?«
Geistwesen 2: »Für dich werde ich mich die Wahrheit nennen. Und jeden Monat werde
ich dir hier für 15 Minuten zur Verfügung stehen.«
Rivail: »Wolltest du mir gestern, als du die Klopflaute erzeugt
hast, während ich arbeitete, etwas Bestimmtes mitteilen?«
Geist. 2: »Was ich dir mitteilen wollte, hatte damit zu tun, woran du gearbeitet
hast. Es gefiel mir nicht, was du gerade schriebst. Deswegen wollte ich dich davon abhalten.«
Anmerkung: Was Rivail gerade
schrieb, betraf seine Nachforschungen über die Geistwesen und ihre Manifestationen.
Rivail: »Warst du nicht mit dem
Kapitel einverstanden, das ich gerade schrieb, oder mit der gesamten Arbeit?«
Geist. 2: »Mit dem Kapitel von gestern. Denk gut darüber
nach. Wenn du es wieder liest, wirst du deine Fehler erkennen und sie korrigieren.«
Rivail: »Ich selbst war nicht
mit diesem Kapitel zufrieden und habe es heute neu geschrieben. Ist es jetzt besser?«
Geist. 2: »Es ist zwar besser, reicht aber noch
nicht aus. Lies es von der 3. bis zur 30. Zeile wieder und du wirst auf einen gravierenden Fehler stoßen.«
Rivail: »Ich habe weggeworfen, was ich gestern geschrieben habe.«
Geist. 2: »Trotzdem hat es nicht verhindert, dass der Fehler bestehen bleibt.
Lies es noch einmal und du wirst es sehen.«
Rivail: »Ist der Name Wahrheit eine Anspielung auf die Wahrheit, die
ich suche?«
Geist. 2: »Vielleicht. Zumindest ist es ein Geistwesen, das dich leiten, beschützen und dir helfen wird.«
Rivail: »Kann ich bei mir zu Hause mit dir in Kontakt treten?«
Geist. 2: »Ja, um dir gedanklich zu helfen. Dennoch wirst du geschriebene Botschaften
als Antwort auf deine Fragen erst in langer Zeit bei dir zu Hause (mit Hilfe eines Mediums) empfangen können.«
Anmerkung: In der Tat
geschah für ca. ein Jahr Folgendes: Immer wenn Rivail von einem Medium besucht wurde, durch das er eine geschriebene Botschaft von
Geistwesen zu empfangen erwartete, widersetzte sich diesem Vorhaben etwas Unerwartetes. Nur außerhalb seines Hauses konnte er Botschaften
empfangen.
Rivail: »Könntest du öfter als nur einmal im Monat kommen?«
Geist. 2: »Ja, aber bis auf weiteres verspreche
ich nur, dass ich einmal im Monat kommen werde.«
Rivail: »Warst du vielleicht eine berühmte Persönlichkeit auf der
Erde?«
Geist. 2: »Ich habe dir bereits gesagt, dass ich für dich die Wahrheit bin. Für dich heißt es Diskretion. Nichts weiter wirst
du davon erfahren.«
Als Rivail später nach Hause ging, beeilte er sich, wieder zu lesen, was er geschrieben hatte. Und in der
Tat: Sowohl auf dem Blatt Papier, das er weggeworfen hatte, als auch im umformulierten Text stieß er in der Zeile 30 auf einen gravierenden
Fehler, der ihn selbst erstaunte. Das Geistwesen, das sich als die Wahrheit identifizierte und der Führergeist Rivails zu sein behauptete,
behielt Recht. Offensichtlich hatte es großes Interesse daran, dass Rivail die Lehren und Erläuterungen der Geistwesen korrekt verstand.
Es dauerte nicht lange, bis er die tiefe Weisheit dieses Geistwesens und seine Führungsrolle gegenüber allen anderen Geistwesen, die
sich manifestierten, feststellte[2].