Einige Klärungen aus Das Buch der Geister

(einem der Grundwerke der spiritistischen Lehre)

(Fortsetzung 2) 

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14)    Das Wissen der Zukunft

 

a)  Kann die Zukunft dem Menschen offenbart werden?

Im Prinzip bleibt ihm die Zukunft verborgen, und nur in seltenen Ausnahmefällen erlaubt Gott ihre Offenbarung.

 

b)  Zu welchem Zweck bleibt die Zukunft dem Menschen verborgen?

Wenn der Mensch die Zukunft wüsste, würde er die Gegenwart vernachlässigen und nicht mit derselben Freiheit handeln, denn er würde von dem Gedanken beherrscht werden, dass, wenn etwas geschehen soll, er sich nicht darum zu kümmern braucht, oder er würde es zu verhindern versuchen. Gott wollte es nicht so haben, damit jeder zum Geschehen der Dinge beiträgt, selbst von jenen, die er gern vermeiden würde. So bereiten wir selbst oft, ohne es zu ahnen, die Ereignisse vor, die im Laufe unseres Lebens eintreten werden.

 

c)  Wenn es aber nützlich ist, dass die Zukunft verborgen bleibt, warum gestattet Gott, dass sie in gewissen Fällen offenbart wird?

Gott gestattet es, wenn ein solches Vorauswissen das Zielt hat, das Geschehen von etwas zu erleichtern, statt es zu erschweren, indem der Mensch dadurch veranlasst wird, anders zu handeln, als wenn er dieses Vorauswissen nicht hätte.

Außerdem ist es oft eine Prüfung. Die Aussicht auf ein bestimmtes Ereignis kann gute oder verwerfliche Gedanken auslösen. Wenn z.B. ein Mensch erfährt, dass er eine Erbschaft machen wird, mit der er nicht rechnete, könnte diese Offenbarung in ihm Habgier erwecken, aufgrund der Aussicht, seine irdischen Vergnügen zu vermehren, oder aufgrund seines Wunsches, so schnell wie möglich an die Erbschaft heranzukommen und dabei vielleicht sogar den Tod desjenigen herbeizusehnen, der die Erbschaft hinterlassen soll. Oder die Aussicht auf den Erhalt einer Erbschaft könnte in ihm gute Gefühle und großzügige Gedanken erwecken.

Wenn sich die Offenbarung nicht erfüllt, wird er mit noch einer Prüfung konfrontiert: der Enttäuschung. Dennoch werden auch in diesem Fall die guten oder verwerflichen Gedanken, die er in der Erwartung des Ereignisses hatte, das schließlich nicht geschah, berücksichtigt.

 

d)  Da Gott alles weiß, weiß er auch, ob ein Mensch bei einer Prüfung versagen wird oder nicht. Dementsprechend, wozu dient dann diese Prüfung, wenn sie Gott nichts weiter offenbart als das, was er bereits über diesen Menschen weiß?

Diese Frage könnte genauso gut lauten: Warum erschuf Gott den Menschen nicht vollkommen, und warum durchläuft der Mensch die Kindheit, bevor er erwachsen wird? Die Prüfung hat nicht das Ziel, Gott über das Verdienst dieses Menschen aufzuklären - da es Gott durchaus bekannt ist - sondern dem Menschen die volle Verantwortung für seine Handlungen zu überlassen, da er frei ist, etwas zu tun oder nicht zu tun. Da der Mensch die Wahl zwischen Gut und Böse hat, bewirkt die Prüfung, dass er der Versuchung ausgesetzt wird und, falls er ihr widersteht, das Verdienst für den Widerstand gegen sie hat. Obwohl Gott sehr gut im Voraus weiß, ob der Mensch Erfolg haben wird oder nicht, kann er ihn, in seiner Gerechtigkeit, nicht für etwas, was noch nicht getan wurde, bestrafen oder belohnen.

Ebenso verhält es sich auch in der Gesellschaft. Zum Beispiel, so fleißig ein Schüler auch sein mag und so sicher man sich seines Erfolgs ist, diese Tatsache, rechtfertigt nicht, dass er eine gute Note erhält, ohne davor eine Prüfung geschrieben zu haben. Ebenfalls verurteilt ein Richter einen Angeklagten nicht für etwas, was noch nicht getan wurde, nur weil er der Meinung ist, dass der Angeklagte dazu fähig wäre. Je mehr man darüber nachdenkt, wie es sein würde, wenn der Mensch das Wissen der Zukunft hätte, desto besser versteht man, wie weise Gott ist, es ihm zu verbergen. Die Gewissheit eines glücklichen Ereignisses würde ihn in Passivität verfallen lassen, während die Gewissheit eines unglücklichen Ereignisses ihn entmutigen würde. In beiden Fällen würden seine Initiativen im Leben gelähmt sein. Aus diesem Grund, wenn die Zukunft dem Menschen offenbart wird, wird sie ihm nur als ein Ziel gezeigt, das er durch seine eigenen Bemühungen erreichen soll. Dabei erfährt er aber nicht die Reihe von Ereignissen, die er durchlaufen muss, um dorthin zu gelangen. Denn die Kenntnis aller Vorfälle entlang seines Weges würde ihm die Initiative und die Nutzung seines freien Willens nehmen. Er würde sich dem unvermeidbaren Verlauf der Ereignisse beugen, ohne von seinen Fähigkeiten Gebrauch zu machen. Schließlich, wenn der Erfolg von etwas gesichert ist, kümmert man sich nicht weiter darum.

 

 

15)   Verlust geliebter Menschen

 

a)  Es gibt aber Menschen, welche die Kommunikation mit Geistwesen als eine Respektlosigkeit ansehen. Was sagt der Spiritismus dazu?

Es kann sich dabei um keine Respektlosigkeit handeln, wenn die Kommunikation mit Seriosität und Respekt stattfindet. Ein Beweis dafür ist die Tatsache, dass die Geistwesen, die einen schätzen, sich mit Vergnügen manifestieren, sich glücklich darüber zeigen, dass man sie nicht vergessen hat und mit ihnen kommunizieren möchte. Es würde sich vielmehr um eine Respektlosigkeit handeln, wenn man es aus Spaß oder Zeitvertreib machen würde.

Die Möglichkeit, mit Geistwesen zu kommunizieren, ist in der Tat ein unschätzbarer Trost für alle Menschen. Dadurch stellt man auf unbestreitbare Weise fest, dass das Leben nach dem Tod weitergeht, und kann bestimmte Verwandte und Freunde, die die Erde früher als man selbst verließen, ebenso kontaktieren, wie man einem Verwandten oder Freund, der in ein weit entferntes Land umgezogen wäre, schreiben oder ihn anrufen würde.

Warum würde Gott in seiner Güte den Kontakt zwischen zwei Menschen, die sich schätzen oder lieben, auf der Erde erlauben, um es aber nicht mehr zu erlauben, sobald einer von ihnen die Erde verließe, um an einem anderen Ort weiterzuleben?

 

 

16) Enttäuschungen, Undankbarkeit und zerbrochene Zuneigungen

 

a)  Ist es nicht wahr, dass die Enttäuschungen aufgrund der Undankbarkeit und Untreue der eigenen Freunde für einen gutherzigen Menschen eine Quelle der Verbitterung sind?

Ja, trotzdem sollte man die undankbaren und untreuen Freunde bemitleiden, denn sie werden viel unglücklicher sein als man selbst. Undankbarkeit rührt vom Egoismus her, und die Egoisten werden später auf unsensible Herzen stoßen, wie ihr eigenes es auch war. Man sollte an alle denken, die mehr gute Werke taten und noch gutherziger waren als man selbst und dennoch mit Undankbarkeit belohnt wurden. So ist es kein Wunder, dass uns Ähnliches widerfahren kann. Wir sollten unsere guten Werke als unsere Belohnung auf der Erde ansehen und nicht darauf achten, was diejenigen, die unsere Wohltaten erhielten, sagen. Undankbarkeit ist eine Prüfung für unsere Beharrlichkeit darauf, gute Menschen zu sein. Dies wird uns angerechnet werden. Und diejenigen, die undankbar waren, werden in ihrem eigenen Leben mit den negativen Auswirkungen ihrer Undankbarkeit konfrontiert werden. Je größer diese war, desto negativer werden die Auswirkungen sein.

 

b)  Führen nicht die von der Undankbarkeit herrührenden Enttäuschungen dazu, dass das Herz verhärtet und somit unsensibel wird?

Dies wäre ein Fehler, denn gutherzige Menschen freuen sich immer darüber, Gutes zu tun. Sie wissen, dass ihre Wohltaten – falls diese im gegenwärtigen Leben nicht beachtet oder geschätzt werden – in ihrem zukünftigen Leben berücksichtigt werden. Die undankbaren Menschen werden sich später für ihre Undankbarkeit schämen und sie bereuen.

 

c)  Dies verhindert aber nicht, dass ihnen solche Enttäuschungen weh tun. Kann diese Tatsache nicht bewirken, dass in ihnen der Gedanke aufkommt, dass sie glücklicher sein würden, wenn sie weniger sensibel wären?

Ja, wenn sie das Glück der Egoisten bevorzugen. Stattdessen sollten sie daran denken, dass die undankbaren Freunde, von denen sie verlassen wurden, ihrer Freundschaft nicht würdig sind und falsch eingeschätzt wurden. Deswegen sollte es ihnen nicht leid tun, solche Freunde verloren zu haben. Später werden sie andere Menschen kennen lernen, die ihre Freundschaft besser zu schätzen wissen werden. Man sollte jene bemitleiden, die einen ungerecht behandeln, denn sie werden die andere Seite der Medaille auf sehr traurige Art und Weise erfahren. Lasst euch somit nicht von dem, was eure undankbaren Freunde euch getan haben, quälen.

Die Natur gab dem Menschen das Bedürfnis zu lieben und geliebt zu werden. Eine der größten Freuden, die ihm auf der Erde gewährt sind, besteht darin, auf Menschen zu treffen, mit denen er sich gut versteht. Dadurch gibt sie ihm einen Vorgeschmack des Glücks, das ihn in der Welt der spirituell vollkommenen Geistwesen erwartet, wo Liebe und Güte herrschen. Von diesem Genuss sind aber die Egoisten ausgeschlossen.

 

 

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Was ist der Spiritismus und wie ist er entstanden?