1) Herkunft und Bildung Allan Kardecs
Allan Kardec, eigentlich Hippolyte Léon Denizard Rivail, wurde am 03. Oktober 1804 in der französischen
Stadt Lyon im Kreise einer seit Generationen dort ansässigen Familie geboren. Seine Vorfahren hatten sich als Anwälte und Magistrate
ausgezeichnet.
Im Alter von 10 Jahren wurde er von seinen Eltern ins berühmte Lehrinstitut des bereits damals hochgeschätzten Pädagogen
und Philanthropen Johannes Heinrich Pestalozzi nach Yverdon in die Schweiz geschickt. Dieses Institut, das von einer großen Anzahl
von Jungen aus diversen Ländern besucht wurde, war eines der Bekanntesten und Angesehensten in Europa und galt als Musterschule.
2) Der
Professor Rivail
Nach seinem Schulabschluss in Yverdon zog Rivail nach Paris, wo er gleich zu unterrichten begann. Als Pädagoge und
glühender Schüler Pestalozzis verbreitete er eifrig dessen Lehrmethode, die zu einer umfassenden Bildungsreform in Europa führte.
Da er mehrere Fremdsprachen beherrschte, nutzte Rivail seine Freizeit, um verschiedene französische Werke in andere Sprachen zu übersetzen,
vor allem ins Deutsche, das er fließend sprach. Zugleich arbeitete Rivail an seinem ersten didaktischen Buch, das er 1824 im Alter
von nur 19 Jahren mit dem Titel Praktischer und Theoretischer Arithmetik-Kurs veröffentlichte. Dieses Buch beruhte auf der Lehrmethode
Pestalozzis, beinhaltete aber viele praktische und originelle Ideen von Rivail selbst. Es wurde sowohl Grundschullehrern als auch
Müttern, die ihre Kinder in die Grundlagen der Arithmetik einführen wollten, empfohlen und zeichnete sich durch dessen Einfachheit
und Klarheit aus.
Neben diesem Werk veröffentlichte Rivail zahlreiche didaktische Bücher, Pläne und Projekte mit dem Ziel, bei der
Bildungsreform in Frankreich zu helfen. Zu diesen Büchern und Plänen zählten etwa Folgende:
- Plan zur Verbesserung
der öffentlichen Bildung (1828);
- Klassische Französische Grammatik (1831);
- Prüfungshandbuch
zur Erlangung von Fähigkeitsausweisen (1846);
- Grammatischer Katechismus der französischen Sprache (1848);
- Programm der gewöhnlichen Kurse der Chemie, Physik, Astronomie, Physiologie (Kurse, die er am polytechnischen Lyzeum hielt)
Viele
seiner Bücher wurden von der Universität von Frankreich verwendet, was seinen Namen auf dem Gebiet der Pädagogik bekannt und angesehen
machte.
Im Jahr 1826 gründete er die Institution Rivail, wo er sich als Direktor und Lehrer betätigte und Hunderte Schüler, die er
liebevoll “meine Freunde” nannte, unterrichtete. Sowohl in der Institution als auch in seinen anderen Unternehmungen erhielt Rivail
immer die engagierte Unterstützung der Lehrerin Amélie-Gabrielle Boudet, die er 1832 heiratete.
Im Jahr 1831 wurde Rivail, der Mitglied
mehrerer Gelehrtengesellschaften seiner Zeit war, bei der Preisausschreibung der Königlichen Akademie von Arras für seine bemerkenswerte
Denkschrift über die Frage “Welches ist das Bildungssystem, das mit den Bedürfnissen der heutigen Zeit am besten im Einklang steht?”ausgezeichnet.
Von 1835 bis 1840 gab er in seiner Wohnung kostenlosen Unterricht unter anderem in Chemie, Physik, vergleichender Anatomie
und Astronomie.
In seiner Laufbahn als Pädagoge und Philanthrop übte sich Rivail in Geduld, stärkte seine Willenskraft, seine Beobachtungsgabe
und nicht zuletzt seine Begabung dafür, seine Gedanken bemerkenswert deutlich und zusammenfassend darzulegen: Eigenschaften, die ihm
später helfen würden, bei seinen Nachforschungen dem Spiritismus auf den Grund zu gehen und deren Ergebnisse mit Klarheit zu schildern.