Der Spiritismus und dessen unerlässlicher Beitrag zur Behandlung einer Vielzahl von psychischen und Verhaltensstörungen
Was ist der Spiritismus und wie ist er entstanden?
Fragen oder Anregungen

II)   Die Spiritistische Nervenklinik von Uberaba

Die Geschichte der Spiritistischen Nervenklinik von Uberaba ist eng verbunden mit der von Maria Modesto Cravo. Sie wurde 1899 in der brasilianischen Stadt Uberaba geboren und wuchs in einer katholischen Familie auf. Im Jahr 1915 heiratete sie Nestor Cravo, mit dem sie sich in der Stadt Belo Horizonte niederließ und sechs Kinder bekam.

Doch nach der Geburt ihres ersten Kindes 1917 begann Frau Modesto, an psychischen Störungen und einem schmerzhaften Ekzem am rechten Bein zu leiden. Für Letzteres sahen die Ärzte nur einen Ausweg: die Amputation des Beins, da sich die Erkrankung langsam zu einer Gangrän entwickelte.

Angesichts ihres Besorgnis erregenden gesundheitlichen Zustandes wurde ihrem Mann geraten, sie in die nahe gelegene Stadt Sacramento zu bringen und dort einen Spiritisten namens Eurípedes Barsanulfo, der als Heilmedium[1] erstaunliche Heilungen hervorbrachte, um Hilfe zu bitten. Dieser stellte fest, dass sie von Geistwesen belagert wurde und ihr Körper deswegen angeschlagen war. Das heißt, da sie über Medialität verfügte, nahm sie durch ihre mediale Sensitivität die ungesunde Energie dieser spirituell wenig entwickelten Geistwesen wie ein Schwamm auf, was ihrem Körper und Geist Schaden zufügte. So beschloss Herr Barsanulfo, sie sofort einer spiritistischen Therapie zu unterziehen, die aus folgenden Maßnahmen bestand:

-  regelmäßig wohltuende Energie durch Handauflegen auf sie zu übertragen;

- ihr regelmäßig Wasser zur Einnahme zu geben, das gute Geistwesen mit balsamischer Energie angereichert hatten;

-  ihr die Wichtigkeit der Gewohnheit näherzubringen, täglich zu beten und im Buch Das Evangelium im Lichte des Spiritismus über die Lehren Jesu und deren Anwendung auf den Alltag des Lebens zu lesen;

-  auf speziell zu diesem Zweck abgehaltenen spiritistischen Sitzungen zu prüfen, ob ihre psychische Störung und körperliche Erkrankung einen spirituellen Hintergrund hatte und, in diesem Fall, direkt mit dem Geistwesen zu sprechen, das bewusst oder unbewusst dafür verantwortlich war. Dabei versuchte man, dieses aufzuklären und zu überreden, sich von ihr zu entfernen, um dadurch seine schädliche Wirkung auf sie zu beheben.

Binnen wenigen Tagen war ihr gesundheitlicher Zustand bereits so gut, dass Herr Barsanulfo sie einlud, in der von ihm geleiteten spiritistischen Gruppe ihre Medialität zu entwickeln. Als es soweit war, begann sie zusammen mit anderen Medien der Gruppe, für bedürftige Menschen als Heilmedium zu wirken.

Kurze Zeit später war Frau Modesto wieder komplett gesund: Ihre Belagerung durch spirituell wenig entwickelte Geistwesen war aufgelöst und eine Amputation ihres Beins war ein für allemal abgewendet. Beim Abschied von Herrn Barsanulfo im Jahr 1918 äußerte sie Interesse an der Verrichtung einer wohltätigen Arbeit und bat ihn um einen Vorschlag, worauf er antwortete: “Versuche, eine spiritistische Nervenklinik in Uberaba zu bauen.

Sobald sie nach Uberaba zog, unterstützte sie den spiritistischen Verein Centro Espírita Uberabense bei der Hilfe von Bedürftigen. Zugleich wirkte sie zu Hause als hervorragendes Rezeptmedium[2], indem sie insbesondere von der Seele des verstorbenen wohltätigen Arztes Dr. Bezerra de Menezes[3] Rezepte für Kranke auf medialem Weg empfing, die sich einen Arztbesuch oder die ärztliche Behandlung nicht leisten konnten. Jeden Tag verbrachte sie Stunden beim Empfang dutzender solcher Rezepte. Diese wurden von Frau Modesto in Trance aufgeschrieben und kostenlos den Menschen ausgehändigt oder zugeschickt, die sich aus ganz Brasilien an sie wandten. Jedes Rezept enthielt eine Anweisung und manchmal sogar eine Diagnose mit ärztlichem Begriff, deren Richtigkeit sich diverse Male von Fachleuten bestätigen ließ.

Außer Rezeptmedium war Frau Modesto auch noch Sprechmedium[4], Schreibmedium und ein ausgezeichnetes Sehmedium, das mit Geistwesen – wie der Seele von Dr. Bezerra de Menezes oder der des berühmten französischen Psychotherapeuten Pierre Janet – so natürlich sprechen konnte wie mit einem Menschen ihr gegenüber.

Im Januar 1919 gründete sie – zusammen mit anderen Medien – neben ihrem Haus den sogenannten Pronto Socorro Bezerra de Menezes (Notaufnahme Bezerra de Menezes), wo sie Kranke und Bedürftige durch hilfreiche Informationen aus der geistigen Welt unterstützte. Sie half auch jenen, die infolge der Belagerung durch spirituell wenig entwickelte Geistwesen körperlich und psychisch erkrankt waren, indem sie auf speziell zu diesem Zweck abgehaltenen spiritistischen Sitzungen solche Geistwesen durch ihren Körper sprechen ließ. Ein anderer Sitzungsteilnehmer unterhielt sich mit ihnen und klärte sie auf, wobei viele überredet oder dazu gebracht wurden, sich von den Personen zu entfernen, denen sie bewusst oder unbewusst Schaden zufügten.

Im Jahr 1922 erweiterte sie den Beistand auf die materielle Versorgung bedürftiger Menschen, darunter Blinde, Tuberkulosekranke und arme Häftlinge sowie deren Familien.

Im Jahr 1926 bildete der Vorsitzende des spiritistischen Vereins Centro Espírita Uberabense, Henrique von Kruger, einen Ausschuss mit dem Ziel, Geld für den Bau der Nervenklinik zu beschaffen.

Im Jahr 1927 wurde das Grundstück erworben und im darauffolgenden Jahr begannen die Bauarbeiten. Der Bauplan wurde von Geistwesen an Frau Modesto auf medialem Weg übermittelt.

Im Jahr 1929 zog der junge Arzt, Dr. Inácio Ferreira de Oliveira, gleich nach dem Abschluss des Medizinstudiums an der Universität von Rio de Janeiro in seine Heimatstadt, Uberaba, zurück.

Im Dezember 1933 wurde die Spiritistische Nervenklinik von Uberaba endlich eröffnet. Nachdem die über vierzig in Uberaba ansässigen Ärzte – aus Angst vor einem möglichen Schaden an ihrem Ruf aufgrund der damals starken Vorurteile gegen den Spiritismus – die klinische Leitung dieser Anstalt abgelehnt hatten, nahm der erst 29jährige psychiatrische Arzt, Dr. Inácio Ferreira, die Einladung zu dieser herausfordernden Aufgabe an. Doch nicht, ohne zuvor klargestellt zu haben, dass er nichts über den Spiritismus wisse und sich selbst als Materialist bezeichne. Bis zu seinem Tod im Jahr 1988 sollte er mit großem Engagement diesen Posten besetzen.

 

    Maria Modesto Cravo

 

Dr. Inácio Ferreira

In seinem ersten Arbeitsjahr in der Klinik wandte Dr. Ferreira zur Behandlung der eingewiesenen Patienten ausschließlich herkömmliche Psychotherapien an. Doch parallel dazu wohnte er aus reiner Neugierde den dort abgehaltenen spiritistischen Sitzungen bei, auf denen mit Hilfe von Medien Dialoge mit Geistwesen geführt wurden, die mit der psychischen oder Verhaltensstörung vieler Patienten in Verbindung standen. Das Hauptmedium war Frau Modesto, die als Sprechmedium nicht nur bei solchen Dialogen wirkte, sondern auch beim Empfang von Mitteilungen wohltätiger Geistwesen, die den Anwesenden Ratschläge, Anweisungen und wichtige Informationen hinsichtlich der Patienten und der Arbeit in der Nervenklinik übermittelten.

Im darauffolgenden Jahr, nach der Beobachtung zahlreicher Heilungen ohne die Verabreichung von Medikamenten und ohne die Anwendung einer herkömmlichen Psychotherapie, erklärte sich Dr. Ferreira von der Wirksamkeit der spiritistischen Sitzungen zur Erklärung, Diagnose und Behandlung der meisten psychischen Störungen, die nicht als Folge einer Hirnschädigung auftreten, überzeugt. So begann er, die Grundwerke der spiritistischen Lehre zu lesen, um das Grundwissen über das spirituelle Wesen des Menschen zu erwerben und somit den wahren Grund für jene aus medizinischer Sicht unerklärlichen Heilungen zu verstehen. Zugleich bot er seinen Patienten eine herkömmliche psychotherapeutische Behandlung gepaart mit der spiritistischen Therapie an. Hierbei kam oft heraus, dass ein oder mehr Geistwesen die Erkrankung der Patienten verursachten, oder dass die in ihrem Unterbewusstsein gespeicherte Erinnerung an traumatische oder emotional intensive Erlebnisse aus früheren Leben der Anlass für ihre Erkrankung war.

Sobald sich die Behandlungsmethode von Dr. Ferreira als erfolgreich erwies, wurde die Klinik bundesweit bekannt und zu einer Anlaufstelle für Patienten mit psychischen und Verhaltensstörungen, die bei ihrer ärztlichen Behandlung keine spürbare Besserung erzielt hatten.

Im Laufe seiner langjährigen Laufbahn schrieb er regelmäßig Artikel in spiritistischen Zeitungen sowie diverse Bücher, von denen sechs die Verbindung zwischen Medizin und Spiritismus darlegen. Drei davon schildern einige der unzähligen Fälle, mit denen Dr. Ferreira bei seiner Arbeit tagtäglich konfrontiert wurde, und wie er sie erfolgreich behandelte:

·      Psiquiatria em face da Reencarnação (Psychiatrie im Lichte der Reinkarnation), aus dem Jahr 1940

·      Novos Rumos à Medicina I e II (Neue Wege für die Medizin, Band I und II), jeweils aus dem Jahr 1945 und 1948

Angesichts der Ratlosigkeit der Ärzte, Psychiater, Psychologen und Psychotherapeuten bei der Behandlung zahlreicher psychischer Erkrankungen mit Hilfe herkömmlicher Methoden bezwecken diese Bücher, nicht nur den Fachleuten, sondern auch der Öffentlichkeit zu zeigen, dass oft nur unter Einbeziehung der spiritistischen Therapie in das Behandlungskonzept eine realistische Aussicht auf Heilung vorhanden ist.

Um dies zu veranschaulichen, werden auf den nächsten Seiten einige interessante Fälle aus den drei oben erwähnten Büchern zusammengefasst.

 

Anmerkung:   Jeder Mensch kann zusammen mit anderen Interessierten eine seriöse spiritistische Gruppe zur Aufklärung von Geistwesen bilden. Und jede seriöse spiritistische Gruppe kann jeder Person helfen, deren Problem einen spirituellen Hintergrund hat, sei sie in ärztlicher Behandlung oder nicht. Deswegen können Ärzte, Psychiater, Psychologen und Psychotherapeuten eine solche Gruppe um Mithilfe bitten, falls sie kein Interesse daran haben, eine eigene spiritistische Gruppe zu bilden.

Die Sitzungen werden in Abwesenheit der Person, der man helfen möchte, abgehalten, und können an jedem beliebigen Ort stattfinden, selbst in einer von ihrem Wohnsitz weit entfernten Stadt oder sogar im Ausland.

Für die Abhaltung solcher Sitzungen sind mindestens erforderlich: ein Sprechmedium, ein Dialogführer, ein ruhiger Raum (doch kein Zimmer einer bewohnten Wohnung!), der vollständige Name der Person, ihr Alter und die Stadt, wo sie lebt.



[1]   Ein Heilmedium ist eine Person, welche die Fähigkeit besitzt, durch Handauflegen oder beim Gebet Erkrankungen zu heilen oder zu lindern. Dazu überträgt sie auf den Kranken einen Teil ihrer eigenen Energie, gestärkt durch die balsamische Energie eines guten Geistwesens, das bei seiner Genesung helfen möchte.

[2]   Ein Rezeptmedium ist ein Medium, das von den Seelen wohltätiger Ärzte Rezepte auf medialem Weg empfängt und aufschreibt. Diese sind meistens für Menschen gedacht, die sich aufgrund einer Erkrankung an das Medium oder eine seriöse spiritistische Gruppe wenden, weil sie sich einen Arztbesuch oder die ärztliche Behandlung nicht leisten können. Jedes Rezept ist auf der Grundlage der Nächstenliebe kostenlos und wird gemäß den individuellen Bedürfnissen der Person, für die es bestimmt ist, ausgestellt.

[3]   Dr. Bezerra de Menezes (*1831, †1900) war Arzt, Schriftsteller, Journalist, Politiker, Philanthrop und ein prominenter brasilianischer Spiritist im 19. Jahrhundert. Aufgrund seines großen Engagements bei der Betreuung bedürftiger Menschen, die sich einen Arztbesuch nicht leisten konnten, wurde er als Der Arzt der Armen bekannt. Einmal sagte er: “Ein wahrer Arzt ist so: Wenn er gerade gebraucht wird, hat er kein Recht, seine Mahlzeit zu beenden; sich die Zeit, zum Patienten zu fahren, auszusuchen oder zu fragen, ob es weit oder nah ist… Doch der Arzt, der sich davor drückt, weil er gerade Besuch oder Feierabend hat; weil er erschöpft oder es bereits spät ist; weil die Straße bis dahin in dürftigem Zustand oder das Wetter schlecht ist (…); vor allem derjenige, der Patienten, die nicht einmal das Rezept bezahlen können, um ein Auto für seine An- und Abfahrt bittet oder der zu jenem, der an seiner Tür weinend erscheint, sagt, er solle einen anderen suchen, dieser ist kein Arzt, sondern ein Medizinhändler, der arbeitet, um das, was er für sein Studium ausgab, mit Zinsen zurückzubekommen.”

Die Seele von Dr. Bezerra – wie sie genannt wird – ist unter den Spiritisten in Brasilien bekannt für ihre väterliche Güte und hohe spirituelle Entwicklung. In der geistigen Welt leitet sie ein großes Team wohltätiger Geistwesen, darunter viele Ärzte, die sowohl dort als auch auf der Erde an karitativen Werken – insbesondere auf dem Gebiet der Medizin – beteiligt sind. Sie unterstützt gerne seriöse spiritistische Gruppen, die sich unter anderem der Hilfe von Menschen in Not widmen, und manifestiert sich dort nicht selten, um ihnen bei dieser Arbeit Mut zu machen.

[4]   Sprechmedien (auch sprechende Medien genannt) sind Medien, welche die Fähigkeit haben zu sprechen, was das sich manifestierende Geistwesen mitteilen möchte. Diese Medialität wird von Geistwesen verwendet, um mit einer oder mehr Personen, die sich in der Nähe des Sprechmediums befinden, zu kommunizieren. Schreibmedien (auch schreibende Medien genannt) sind Medien, welche die Fähigkeit haben zu schreiben, was das sich manifestierende Geistwesen mitteilen möchte. Und Sehmedien (auch sehende Medien genannt) sind jene, welche die Fähigkeit haben, Geistwesen zu sehen (und meistens auch zu hören).

 

 

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