Nach den Ereignissen in Hydesville vermehrten sich in weiten Teilen der USA die Berichte von Häusern, die ebenfalls durch Geräusche,
Klopflaute und die Bewegung von Gegenständen ohne bekannte Ursache heimgesucht wurden.
Am Anfang trat dieses ungewöhnliche Phänomen
spontan, intensiv und hartnäckig auf. Bald merkte man aber, dass es nur in der Nähe gewisser Menschen geschah, was die Abhaltung von
Sitzungen in ihrer Anwesenheit mit dem Ziel ermöglichte, das Phänomen näher zu beobachten. Bei den ersten Experimenten wurden vor
den Augen der Anwesenden verschiedene Gegenstände in Bewegung gesetzt. Sobald sie aber aus reiner Bequemlichkeit begannen, sich rund
um einen Tisch zu versammeln, war der Tisch im Grunde der einzige Gegenstand, der sich auf solchen Sitzungen bewegte. Er drehte sich,
machte Sprünge, fiel auf den Boden um, schwebte kurze Zeit in der Luft, klopfte mit einem Bein auf den Boden usw., ohne dass man ihn
berührte. So wurde dieses Phänomen unter dem Namen Tischrücken bzw. rückende Tische bekannt.
Viele Menschen glaubten, dass eine Art
Energie, ausgestrahlt von den Sitzungsteilnehmern selbst, auf irgendeine Weise auf den Tisch übertragen wurde und ihn in Bewegung
setzte. Aber es dauerte nicht lange, bis an diesem Phänomen intelligente Eigenschaften erkannt wurden, denn der Tisch folgte den Aufforderungen
der Anwesenden: Unter anderem rückte er und drehte sich in die von ihnen vorgegebene Richtung; hob das von ihnen vorgegebene Bein
hoch und schlug damit so oft auf den Boden wie von ihnen erbeten. Dadurch wurde klar, dass das Phänomen keine rein physische Ursache
hatte. Basierend auf dieser Feststellung und dem Spruch “Wenn jede Wirkung eine Ursache hat, dann muss jede intelligente Wirkung eine
intelligente Ursache haben” kam man zu dem Schluss, dass es auf die Einwirkung einer Intelligenz zurückzuführen sein musste.
So begannen
viele Menschen, die das Phänomen untersuchten, sich zu fragen, wo diese Intelligenz herkam. Um die Frage zu klären, wurde eine Reihe
von Experimenten durchgeführt, bei denen diverse im Voraus formulierte Fragen von ihr beantwortet werden sollten. Bevor man die Fragen
stellte, wurde diese verborgene Intelligenz gebeten, jede von ihnen durch ein paar Schläge mit dem Tischbein auf den Boden zu beantworten.
Eine vorgegebene Anzahl von Schlägen sollte “ja” und eine andere “nein” bedeuten. Solche Experimente waren aber nicht überzeugend
genug, da viele argumentierten, die korrekten Antworten könnten reiner Zufall oder ein Reflex der Gedanken von einer oder mehr anwesenden
Personen sein. Um jeden Zweifel auszuschließen, wurde die Kommunikationsmethode perfektioniert: Nachdem für jeden Buchstaben des Alphabets
eine entsprechende Anzahl von Klopfschlägen vereinbart worden war, wurde die verborgene Intelligenz gebeten, auf jede gestellte Frage
ihre Antwort zu formulieren, indem sie den Tisch als eine Art Telegraf nutzte. Auf diese Weise konnte sie die verschiedensten Fragen
beantworten, indem sie ganze Sätze bildete, die häufig lang und ausführlich waren. Dieses Phänomen wurde dann als sprechende Tische bekannt.
Bald stellte man fest, dass die Antworten oft den Ideen, Meinungen, Kenntnissen und Wünschen keiner der anwesenden Personen entsprachen
und ihnen nicht selten sogar widersprachen. Dies schloss die Hypothese aus, dass die empfangenen Antworten lediglich der Reflex der
Gedanken der Sitzungsteilnehmer wären.
Die Nachricht über das Phänomen der rückenden und sprechenden Tische in den USA sorgte für großes
Aufsehen in Europa, wo es in kurzer Zeit eine Sensation wurde, vor allem in Paris. Über Jahre hinweg bestand die Mode in den von der
High Society besuchten Salons darin, die rückenden Tische zu den nichtigsten Themen[1] zu befragen. Später, als das Interesse an diesem
Zeitvertreib nachließ, gab man ihn auf und suchte sich einen Neuen. Dennoch hatte das Phänomen auch die Aufmerksamkeit von Menschen
auf sich gezogen, die hinter dessen scheinbarer Nichtigkeit etwas Ernstes ahnten, vielleicht die Existenz eines bis dahin noch unbekannten
Naturgesetzes. Aus diesem Grund untersuchten sie es weiter.
Währenddessen tauchten zahlreiche Gegner auf, von denen einige das Phänomen
für einen Schwindel hielten. Die Materialisten, das heißt, diejenigen, welche die Existenz von nichts anderem als Materie akzeptieren
und glauben, dass alles mit dem Tod zu Ende geht, lehnten die reine Vorstellung der Existenz von Geistwesen strikt ab. Sie stempelten
alle, die das Thema ernst nahmen, als leichtgläubig ab und bezogen sich mit Sarkasmus und Spott auf sie. Andere wiederum konnten zwar
die Fakten nicht leugnen, aber unter Einfluss gewisser Vorurteile, die von ihrem religiösen Glauben herrührten, führten sie das Phänomen
auf die Intervention des Teufels zurück und versuchten so, jene zu verängstigen, die sich zu diesem Thema noch keine Meinung gebildet
hatten. Doch je mehr sie sich darum bemühten, Angst zu verbreiten, desto aufmerksamer machten sie die Menschen darauf. So ermutigte
der ganze Rummel, den sie um das Phänomen machten, immer mehr Leute, sich damit zu beschäftigen. Unabhängig davon, zog die Kraft der
Ereignisse viele in ihren Bann, denn die Genauigkeit der Antworten auf die von den Sitzungsteilnehmern gestellten Fragen, war verblüffend
und ließ die Einwirkung fremder Intelligenzen auf die rückenden und sprechenden Tische zweifellos erkennen.
Zur Überraschung aller,
wenn diese Intelligenzen nach ihrer Identität gefragt wurden, gaben sie zur Antwort, sie seien Geistwesen und würden in der geistigen
Welt[2] leben. Sie sagten, die Geistwesen seien die Seelen der Menschen, die auf der Erde oder auf anderen materiellen Welten gelebt
hätten. Und dass der Tod nur ein Übergang, der Zeitpunkt sei, wo sich die Seele vom Körper löst, um in der uns unsichtbaren geistigen
Welt weiterzuleben. Es gilt zu bemerken, dass sie nicht gefragt wurden, ob sie Geistwesen seien, da dies für viele nicht einmal als
Hypothese galt. Es waren die Intelligenzen selbst, die aus eigener Initiative diese Behauptung aufstellten. Ebenso bemerkenswert ist
die Tatsache, dass solche Informationen nicht an eine bestimmte Gruppe übermittelt wurden, sondern an zahllose Menschen in diversen
Städten in verschieden Ländern.
Die Nachricht, dass das Phänomen der rückenden und sprechenden Tische durch die direkte Einwirkung
von Geistwesen hervorgerufen wurde, war ein Wendepunkt für die Sitzungen. Denn von da an begann man, diverse Fragen mit dem Ziel zu
formulieren, umfassende Informationen über die Geistwesen und die geistige Welt zu erhalten. Es war eine Tür, die sich zu einer unsichtbaren
und unbekannten Welt öffnete, vergleichbar mit der Erfindung des Mikroskops, das die Entdeckung der Welt der bis dahin ebenfalls unsichtbaren
und unbekannten mikroskopisch kleinen Lebewesen ermöglichte.
Viele Intellektuelle in den USA wie der Richter John W. Edmonds, der Professor
James J. Mapes, der Professor Robert Hare und der Politiker, Diplomat und Sozialreformer Robert Dale Owen, sowie in Großbritannien
etwa der große englische Physiker und Chemiker Michael Faraday, und in Frankreich der Chemiker Michel Chevreul, der Graf Agénor Étienne
de Gasparin, der Marquis de Mirville, der Abt Moigno, der Physiker, Astronom und Politiker François Jean Dominique Arago, der Physiker
Jacques Babinet unter anderem, befassten sich mit dem Phänomen der rückenden und sprechenden Tische, nicht selten mit der Absicht,
die Behauptung der direkten Einwirkung von Geistwesen zu widerlegen. Dennoch, nach dem Abschluss ihrer Nachforschungen erkannten sie
schließlich die Echtheit der Tatsachen und verkündeten dies öffentlich, was das Interesse des Publikums und der Presse an dem Thema
erheblich steigerte. Selbst der Priester Gioacchino Ventura di Raulica, der als der bedeutendste Vertreter der katholischen Theologie
und Philosophie jener Zeit galt, setzte sich mit dem Phänomen auseinander und sagte schließlich, es handle sich dabei um das größte
Ereignis des 19. Jahrhunderts.
Der Empfang von Botschaften durch Klopfschläge eines Tischbeins auf den Boden war recht langsam und
anstrengend. Aus diesem Grund schlug einmal ein Geistwesen eine praktischere Kommunikationsmethode vor, und zwar die Befestigung eines
Bleistiftes an einem Korb. Auf ein Blatt Papier gestellt, wurde der Korb, der viel weniger wiegt als ein Tisch, wesentlich leichter
und schneller bewegt. So schrieb der befestigte Bleistift – ebenso wendig wie eine Menschenhand beim Schreiben – Buchstaben, die Worte,
Sätze und sogar mehrseitige Texte über die komplexesten Themen der Philosophie, Moral, Ethik, Psychologie, Naturwissenschaften usw.
bildeten. Dieser Vorschlag wurde praktisch zeitgleich in den USA, in Frankreich und in anderen Ländern gegeben. Bald merkte man, dass
sich die Geistwesen nur in der Nähe gewisser Personen manifestieren konnten, die aus diesem Grund Medien (aus dem lateinischen WortMedium: Mitte, etwas in der Mitte Befindliches) genannt wurden, das heißt, Vermittler zwischen den im Diesseits und den im Jenseits
lebenden Menschen.
Während der Kommunikation mit Geistwesen ereigneten sich manchmal kuriose Dinge, die nochmals die Manifestation
von Intelligenzen belegten, die allen Anwesenden fremd waren. Ein Beispiel dafür war der Empfang von Botschaften mit der Handschrift
des Geistwesens, das sich gerade manifestierte: Jedes Mal, wenn es sich wieder meldete, gab der Korb seine exakte Handschrift wieder.
Außerdem, nicht selten stellten die Anwesenden ihre Fragen mental und erhielten die Antworten in einer Sprache, die keiner von ihnen
sprechen konnte. Manchmal begann der Korb, spontan über ein vollkommen unerwartetes Thema zu schreiben, ohne dass jemand etwas gefragt
oder erbeten hätte. Es gab Fälle, bei denen die Antworten auf die Fragen einen hohen Grad an Weisheit beinhalteten, erhabene Gedanken
ausdrückten und mit der reinsten Moral imprägniert waren. Aber es kamen auch Antworten, die leichtsinnig, oberflächlich, vulgär
oder sogar obszön waren, was auf die Verschiedenheit des Wissens, der moralischen Werte, der Charaktere und Absichten der diversen
Geistwesen, die sich manifestierten, klar hindeutete.
Mit der Zeit erkannte man, dass der Korb ein verzichtbares Hilfsmittel war. Denn
es wurde festgestellt, dass, sobald das Medium den Bleistift direkt in der Hand hielt, diese unter einem unfreiwilligen
und beinahe fieberhaften Impuls zu schreiben begann. Dies bewirkte, dass die Botschaften schneller sowie praktischer empfangen und
deren Inhalt länger sowie ausführlicher wurde. Solche Methode zeigte außerdem, dass Geistwesen nicht nur auf einen reglosen Gegenstand
einwirken können, um ihn nach Lust und Laune zu bewegen, sondern auch auf die Hand des Mediums, um den Bleistift zu lenken. So entstanden
die sogenannten Schreibmedien, das heißt, Menschen, die in gewissen Situationen unter dem Einfluss von Geistwesen schreiben können
und es diesen ermöglichen, mit den Menschen schriftlich zu kommunizieren.
Mit der Absicht nachzuweisen, dass jeder Mensch eine Seele
besitzt, die den Tod des physischen Körpers überlebt, teilten diverse Geistwesen ihre Namen mit und lieferten verschiedene Informationen
über ihr Leben zu der Zeit, als sie auf der Erde inkarniert[3] waren. Später wurden solche Informationen mit den Berichten der Familien
der Verstorbenen, die diese Geistwesen zu sein behaupteten, verglichen und konnten oft restlos bestätigt werden. Nicht selten erhielten
die Sitzungsteilnehmer selbst unbestreitbare Beweise, dass ihre verstorbenen Freunde und Verwandten weiterlebten und für sie dieselbe
Zuneigung empfanden wie vor dem Tod. Die Beweise bestanden aus vielerlei Einzelheiten, wie beispielsweise der Wiedergabe der Handschrift
des Verstorbenen; seinen im Text ausgedrückten Ideen; Schlüsselworten, die nur derjenige, an den die Botschaft gerichtet war und der
Verstorbene, der sie schickte, kannten; und dessen Unterschrift am Ende des Textes.
Es gilt erneut zu bedenken, dass solche Beobachtungen
von zahllosen Menschen in verschiedenen Städten und Ländern vorgenommen wurden. Diese Tatsache zeigt, dass die Manifestationen keine
isolierten Fakten darstellen, sondern Naturphänomene sind, die an jedem beliebigen Ort vorkommen können.
Kurze Zeit nach der Entstehung
der ersten Schreibmedien wurde die Existenz anderer Arten von Medien festgestellt. Darunter derjenigen, die unter gewissen Umständen
Geistwesen sehen, genannt Sehmedien, und jener, die unter gewissen Bedingungen Botschaften von Geistwesen mündlich übermitteln können,
genannt Sprechmedien. Von da an hatte die Kommunikation keine Grenze mehr, so dass der Dialog zwischen Menschen und Geistwesen seitdem
so schnell und fließend ablaufen kann wie ein Gespräch zwischen zwei Menschen.
[1] Zu jener Zeit nutzten viele Menschen
die rückenden Tische als Wahrsagungsmittel, als reinen Zeitvertreib oder mit dem Ziel, von ihnen Hinweise zur Verwirklichung nichtiger
und extravaganter Wünsche zu erhalten. Somit waren ähnliche Fragen wie Folgende nicht selten: “Was soll ich tun, um in kürzester Zeit
reich zu werden?”, “Welche Farbe hat die Kugel, die in dieser Kiste liegt?”, “Wer wird der nächste Präsident der USA sein?”, “Was
soll ich tun, um die von mir begehrte Frau zu heiraten?” usw.
[2] Im gesamten Universum gibt es materielle und geistige Welten.
Jede geistige Welt lässt sich mit einem Planeten vergleichen, auf dem Geistwesen, die sich auf einer ähnlichen spirituellen Entwicklungsstufe
befinden, leben. Jede materielle Welt (wie etwa die Erde) hingegen lässt sich mit einem Planeten vergleichen, der als eine Art spirituelle
Schule dient, in der Geistwesen, die sich innerhalb einer gewissen Bandbreite an spiritueller Entwicklung befinden, vorübergehend
zusammenleben, um Wissen und gute moralische Eigenschaften zu erwerben. Da es aber unendlich viele spirituelle und materielle Welten
gibt, bezeichnet man zur Vereinfachung die Gesamtheit der spirituellen Welten als die spirituelle Welt und die Gesamtheit der materiellen
Welten als die materielle Welt. Deswegen sagt man, dass die Seele einer verstorbenen Person nicht in eine geistige Welt, sondern in
die geistige Welt übergeht.
[3] Das Wort inkarnieren (aus dem Latein incarnare) bedeutet genaugenommen zu Fleisch
werden. Wenn man sagt, dass ein Geistwesen inkarnieren wird, meint man, dass es die geistige Welt vorübergehend verlassen wird, um
sich auf einer materiellen Welt mit einem physischen Körper zu vereinigen, damit es dort für eine bestimmte Zeit leben kann. Diese
Vereinigung geschieht im Moment der Empfängnis in seiner zukünftigen Mutter. Desinkarnieren hingegen bedeutet das Fleisch verlassen.
Wenn man somit sagt, dass ein Geistwesen desinkarnieren wird, meint man, dass es nach dem Tod seines physischen Körpers diesen verlassen
und in die geistige Welt zurückkehren wird, um dort bis zu seiner Reinkarnation weiterzuleben.
Die Menschen sind
nichts anderes als inkarnierte Geistwesen. Deswegen unterscheidet man inkarnierte Geistwesen von desinkarnierten Geistwesen, nämlich
jenen, die momentan in der geistigen Welt leben.