Nach der Veröffentlichung von Das Buch der Geister erkannte Allan Kardec die Notwendigkeit, ein anderes Buch zu schreiben, das auf
der Grundlage seiner praktischen Erfahrungen und der Erläuterungen der Geistwesen folgende Themen behandeln sollte: alle Arten der
Manifestation von Geistwesen; die Mittel zur Kommunikation mit Geistwesen; die Entwicklung der Medialität[1] sowie die Schwierigkeiten
und Hindernisse, auf die man bei der Kommunikation mit Geistwesen stoßen kann. So veröffentlichte er im Januar 1861 Das Buch der Medien.Darin schildert Kardec mit Klarheit unter anderem, wie sich prüfen lässt, ob man Medium ist und, in diesem Fall, wie man seine Medialität
ohne Unannehmlichkeiten entwickeln und für einen nützlichen sowie guten Zweck verwenden kann.
Zu diesen Themen macht er gleich zu Beginn
der Einleitung folgende Bemerkung:
“Jeden Tag bestätigt die Erfahrung unsere Ansicht, dass die Schwierigkeiten und Enttäuschungen,
auf die viele Menschen bei der Ausübung des Spiritismus stoßen, von der Unkenntnis der Grundlagen dieser Wissenschaft herrühren. Wir
freuen uns festgestellt zu haben, dass unser Werk – dessen Ziel darin besteht, sie vor den Schwierigkeiten zu bewahren, mit denen
die Anfänger konfrontiert werden – seine Früchte getragen hat und dass viele, dank der Lektüre dieses Buches, sie vermeiden konnten.
Es
ist ein natürlicher Wunsch der Menschen, die sich mit dem Spiritismus beschäftigen, selbst mit Geistwesen in Kontakt zu treten. Dieses
Buch hat zum Ziel, ihnen den Weg dazu zu ebnen, indem wir sie an den Früchten unserer langen und mühevollen Studien teilhaben lassen.
Denn man würde sich eine sehr falsche Vorstellung machen, wenn man glaubte, es genüge – um sich auf diesem Gebiet auszukennen – (...)
einen Stift in der Hand zu halten, um aufzuschreiben, was Geistwesen einem diktieren.
Man würde sich ebenfalls irren, wenn man glaubte,
dass in diesem Buch eine allgemeine und unfehlbare Anweisung, Medien zu bilden, zu finden sei. Obwohl jeder Mensch den Keim der erforderlichen
Eigenschaften in sich birgt, um Medium zu werden, kommen diese Eigenschaften in ganz verschiedenen Graden vor. Außerdem hängt ihre
Entwicklung von Ursachen ab, die man nicht nach Belieben auftreten lassen kann. Die Regeln der Poesie, der Malerei und der Musik machen
weder Dichter noch Maler noch Musiker aus denjenigen, die nicht die Veranlagung dazu haben, aber sie führen diejenigen, die sie besitzen,
bei der Anwendung ihrer natürlichen Begabungen. Ebenso verhält es sich mit unserem Buch. Dessen Ziel besteht darin, die Mittel zur
Entwicklung der medialen Fähigkeit – soweit es die Veranlagung jedes Einzelnen zulässt – aufzuzeigen, aber insbesondere darin, von
der medialen Fähigkeit, falls sie vorhanden ist, einen nützlichen Gebrauch zu machen. Dies ist aber nicht das Einzige, was wir mit
diesem Buch bezwecken.
Neben den Medien selbst gibt es eine große und stets wachsende Anzahl von Menschen, die sich mit der Manifestation
von Geistwesen beschäftigen. Sie bei ihren Beobachtungen zu geleiten und auf die Schwierigkeiten, denen sie begegnen können und werden,
hinzuweisen; ihnen zu erläutern, wie man sich mit Geistwesen unterhält; ihnen zu zeigen, wie man mit guten Geistwesen kommunizieren
kann: Dies sind die Themen, die wir berücksichtigen müssen, sonst laufen wir Gefahr, eine unvollständige Arbeit zu unternehmen. Man
sei daher nicht überrascht, dass in diesem Buch Informationen zu finden sind, die auf den ersten Blick unnötig erscheinen könnten:
Die Erfahrung wird deren Nutzen zeigen. Wenn man es sorgfältig liest, wird man die Ereignisse, die man später selbst erleben wird,
besser begreifen. Und weniger fremdartig wird die Ausdrucksweise gewisser Geistwesen erscheinen. Als praktische Anweisung ist dieses
Buch daher nicht nur für Medien gedacht, sondern auch für alle, welche die Gelegenheit haben, spiritistische Phänomene[2] zu sehen
und zu beobachten.
Es gibt Menschen, die sich gewünscht hätten, dass wir ein kurz gefasstes Handbuch veröffentlicht hätten, das in
wenigen Worten erläuterte, wie man mit Geistwesen in Kontakt tritt. (...) Unserer Ansicht nach würde ein solches Buch, zumindest für
den Augenblick, eher schädlich als nützlich sein. Die Ausübung des Spiritismus ist von vielen Schwierigkeiten umgeben und nicht immer
frei von Unannehmlichkeiten, denen nur durch ein ernstes und gründliches Studium des Themas vorzubeugen ist. Es wäre somit zu befürchten,
dass eine zu kurz gefasste Anleitung die Abhaltung leichtfertiger Sitzungen zur Kommunikation mit Geistwesen anregen könnte, die man
später bereuen würde. Es handelt sich um Dinge, aus denen sich einen Spaß zu machen weder angemessen noch klug ist. Und wir glauben,
dass wir eine schlechte Arbeit leisten würden, wenn wir sie dem ersten Leichtsinnigen zugänglich machten, der es amüsant fände, sich
mit den Toten zu unterhalten. Wir wenden uns an die Menschen, die im Spiritismus etwas Ernstes sehen, seine Wichtigkeit begreifen
und aus der Kommunikation mit der geistigen Welt keinen Zeitvertreib machen. (...)
Nachdem wir in Das Buch der Geister den philosophischen
Teil der spiritistischen Wissenschaft abgehandelt haben, behandeln wir in diesem Buch den praktischen Teil zur Information derjenigen,
die sich mit der Manifestation von Geistwesen beschäftigen möchten (...). Darin werden sie die Schwierigkeiten erfahren, auf die man
stoßen kann, und lernen, wie sich diese vermeiden lassen. Obwohl Das Buch der Medien die Fortsetzung von Das Buch der Geister ist,
sind diese beiden Werke bis zu einem gewissen Maß unabhängig voneinander. Aber denjenigen, die sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigen
möchten, raten wir zuerst Das Buch der Geister zu lesen, da es Grundlagen beinhaltet, ohne deren Wissen einige Teile von Das Buch
der Medien vielleicht schwer zu verstehen sein würden. (...)”
Das Buch der Medien beruht auf den Kapiteln 6 bis 11 des zweiten Teils
von Das Buch der Geister (betitelt “Welt der Geistwesen”) und ist folgendermaßen aufgegliedert:
- Einleitung
- Erster Teil: Einleitende Betrachtungen
Kapitel I: Gibt es Geistwesen?
Kapitel
II: Das Wunderbare und das Übernatürliche
Kapitel III: Methode
Kapitel IV: Systeme
- Zweiter Teil: Die spiritistischen Manifestationen
Kapitel I: Einwirkung der Geistwesen auf die Materie
Kapitel
II: Physische Manifestationen – Rückende Tische
Kapitel III: Intelligente Manifestationen
Kapitel IV: Theorie der physikalischen Manifestationen
· Bewegung und Hebung
· Geräusche
· Zunahme und Abnahme des Gewichts von Körpern
Kapitel V: Spontane physikalische Manifestationen
· Geräusche, Schläge und Störungen
· Geworfene Gegenstände
· Das Phänomen der Apporte
· Abhandlung eines Geistwesens
über das Phänomen der Apporte
Kapitel VI: Sichtbare Manifestationen
· Fragen und Antworten über Erscheinungen
· Theoretische Abhandlung über Erscheinungen
· Die Kügelchengeistwesen
· Theorie der Halluzinationen
Kapitel
VII: Das menschliche Doppel und Umgestaltung
· Erscheinung des Geistes lebender Menschen
· Die doppelten Menschen
· Der Heilige Alfons de Liguori und der Heilige Antonius von Padua
· Vespasian
· Umgestaltung
· Unsichtbarkeit
Kapitel VIII: Das Labor der unsichtbaren Welt
· Die Kleidung der Geistwesen
· Spontane Bildung greifbarer Gegenstände
· Veränderung der Eigenschaften der Materie
· Heilende magnetische Wirkung
Kapitel IX: Spukorte
Kapitel X: Art der Mitteilungen
· Grobe, leichtfertige, ernste und lehrreiche Mitteilungen
Kapitel XI: Sematologie und Typtologie
· Sprache durch Zeichen und Klopfzeichen
· Alphabetische Typtologie
Kapitel XII: Pneumatographie oder direkte Schrift.
Pneumatophonie
Kapitel XIII: Psychographie
· Indirekte Psychographie: Körbchen und Brettchen
· Direkte oder manuelle Psychographie
Kapitel XIV: Medien
· Medien für physikalische Effekte
· Elektrische
Menschen
· Sensitive oder eindrucksfähige Medien
· Hörende Medien
· Sprechende Medien
· Sehende Medien
· Somnambule Medien
· Heilende Medien
· Pneumatographische Medien
Kapitel XV: Schreibende
oder psychographische Medien
· Mechanische, intuitive, halbmechanische, inspirierte oder unfreiwillige
Medien; Medien mit Vorahnung
Kapitel XVI: Besondere Medien
· Besondere Fähigkeiten der Medien
· Überblick über die verschiedenen Arten von Medien
Kapitel XVII: Bildung der Medien
· Entwicklung der Medialität
· Veränderung
der Handschrift
· Verlust und Unterbrechung der Medialität
Kapitel XVIII: Nachteile und Gefahren der Medialität
· Einfluss der Ausübung der Medialität auf
die Gesundheit
· auf das Gehirn
· auf die Kinder
Kapitel XIX: Die Rolle der Medien bei den Mitteilungen der Geistwesen
· Einfluss des Geistes des
Mediums selbst
· System träger Medien
· Begabung gewisser Medien für Dinge,
die sie nicht kennen, wie Sprachen, Musik, Zeichnen usw.
· Abhandlungen eines Geistwesens über die Rolle
der Medien
Kapitel XX: Moralischer Einfluss des Mediums
· Verschiedene Fragen
· Abhandlung eines Geistwesens über den moralischen Einfluss
Kapitel XXI: Einfluss der Umgebung
Kapitel XXII: Medialität bei den Tieren
Kapitel XXIII: Obsession*
· Einfache Obsession
· Verblendung
· Unterjochung
· Ursachen der Obsession
· Mittel, eine Obsession zu bekämpfen
*Anmerkung: Im
Spiritismus wird es als Obsession bezeichnet, wenn ein oder mehr spirituell wenig entwickelte Geistwesen aus Bosheit, Rache oder sogar
unbewusst einem Menschen nicht von der Seite weichen und ihm Schaden zufügen.
Kapitel
XXIV: Identität der Geistwesen
· Mögliche Beweise der Identität
· Wege, um die guten von den bösen Geistwesen zu unterscheiden
· Fragen über die Natur und Identität der
Geistwesen
[1] Medialität (auch mediale Fähigkeit genannt) ist die Fähigkeit, die es einem ermöglicht, als Medium zu fungieren.
[2] Spiritistische
Phänomene sind jene, die durch die Manifestation von Geistwesen oder der Seele eines Menschen – wenn sich diese in gewissen Situationen
(zum Beispiel, während des Schlafs) außerhalb des physischen Körpers befindet – hervorgerufen werden.